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Spielen Sie das BiomemoriX Spiel bei WebbR.de und lernen Sie spielerisch die mitteleuropäischen Amphibien und ihre wesentlichen Bestimmungsmerkmale kennen!
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Webeunterbrechung

Lurche - Amphibia

In unserem vorläufig letzten BioMemoriX stellen wir die 21 heimischen Amphibienarten im Erwachsenenstadium vor. Uärrgh... schon wieder so fiese Viecher… wird der Eine oder die Andere sofort denken. Vom Anfassen kriegt man Warzen, und außerdem sind sie sooo hässlich, dass einem wahrscheinlich sogar vom hingucken Warzen wachsen. Schleimig und giftig sind sie auch noch!

Sprrazzll... (Eingehender Funkspruch:) "Hallo, Erde an Lurchhasser, Erde an Lurchhasser: schalten Sie den Ekelnachbrenner ab und kehren Sie zurück in den Orbit! Entspannen Sie sich - wir bereiten Ihre sanfte Landung vor!"

Zur Richtigstellung: Wer schon mal einen Salamander, Molch, Frosch oder eine Kröte in der Hand hatte, der weiß, dass sie nicht schleimig sind. Leider haben nur noch die wenigsten Menschen die Gelegenheit, eine Amphibie anzufassen, denn von den 21 hier vorkommenden Arten befinden sich 14 bereits auf der "Roten Liste". Der Rückgang der geeigneten Laichplätze für Amphibien während der letzten 30 Jahre war in Mitteleuropa dramatisch.

Das Amphibiensterben ist jedoch nicht ausschließlich ein mitteleuropäisches Problem: Untersuchungen zeigen, dass, aus bisher ungeklärten Ursachen, die Amphibienpopulationen auf der ganzen Erde stark schrumpfen. Manche vermuten eine noch unbekannte Krankheit dahinter - ganz sicher ist es jedoch nicht das Warzenvirus, das nicht von Amphibien, sondern von Mensch zu Mensch übertragen wird. Berücksichtigt wurde bisher auch nicht, wie viele Frösche durch Küssen oder an die Wand werfen zu Prinzen wurden und dadurch später nicht mehr mitgezählt werden konnten.

Tatsächlich produzieren alle Amphibien mittels ihrer Hautdrüsen Gifte - sie sind jedoch meist schwach und eigentlich nur für ihre Fressfeinde gefährlich, da diese Substanzen hauptsächlich als heftige Abwehrreaktion bei akuter Todesangst ausgeschieden werden. Nach dem Hautkontakt mit einem Feuersalamander, Kammmolch, sowie allen Kröten und Unken sollte man sich dennoch die Hände waschen, weil deren Gifte auf den Schleimhäuten und in den Augen von Menschen und Tieren starke Reizungen hervorrufen können. Merke: auch ein Salamander mag panisch veranlagt sein - also bitte nur FRÖSCHE küssen! Wirklich gefährlich ist es dagegen, Amphibiengifte in offene Wunden zu bekommen, dann muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Beim behutsamen Anfassen und achtsamen Transport ist jedoch kaum etwas zu befürchten.

Warum denn überhaupt anfassen? Gute Frage - am Besten sollte es wohl sein, die Tiere völlig in Ruhe zu lassen. Aber manche Amphibienarten brauchen unsere Hilfe um zu überleben, und nebenbei beseitigt die Beschäftigung mit den Tieren garantiert auch den Restekel. Vor allem der Mangel an geeignetem Lebensraum und die Zerschneidung ihrer Wanderwege durch Straßen versetzen den schrumpfenden Populationen der Lurche den Todesstoß. Eine Kröte braucht etwa 30 Minuten, um eine normale zweispurige Straße zu überqueren. Bei nur 10 Autos pro Stunde kostet diese Straße schon 30 % der über sie hinwegwandernden Kröten das Leben.

Warum wandern die Amphibien überhaupt? Das ist genetisch festgelegt - je nach Art legen sie unterschiedlich lange Strecken zwischen ihren Laichgewässern und ihren Sommer- bzw. Winterquartieren zurück. Erdkröten zum Beispiel begeben sich zur Laichzeit aus dem Wald zum exakten Gewässer ihrer Geburt. Sollte dieses Gewässer ausgetrocknet sein, graben sie sich mittels ihrer Hinterbeine ein. Sie verschwinden im Schlamm (mit einem unglaublich blöden Gesichtsausdruck, wie mein alter Professor stets zu erwähnen pflegte), bis Regen fällt und das Gewässer erneut entsteht - oder sie vertrocknen. Häufig werden durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten, insbesondere von Überschwemmungsgebieten wie Flussauen, die besten Brutgebiete der Amphibien zerstört. Solche nur zeitweise überschwemmten Pfützen oder Auen enthalten keine Fische oder andere Fressfeinde der Amphibien und sind daher ideal für das Heranwachsen der Brut.

Am Lebenszyklus der Amphibien lässt sich ein gutes Stück der Evolution der Wirbeltiere mit bloßem Auge verfolgen. Dabei können die Entwicklungsvorgänge zwischen den einzelnen Amphibienarten oft sehr unterschiedlich sein - stets optimal angepasst an ihre jeweiligen Lebensräume. Beispiele für Prozesse beim "Landgang der Wirbeltiere" werden so unmittelbar erfahrbar. Schaut einfach mal genauer hin!

Folgende Lurche werden wir genauer vorstellen:

Schwanzlurche - Urodela
Froschlurche - Anura
Familie Salamander & Molche (Salamandridae) Familie Scheibenzüngler (Discoglossidae)

Salamander - Salamandra
  1. Feuersalamander
  2. Alpensalamander
Molche - Triturus
  1. Kammmolch
  2. Alpen-Kammmolch
  3. Teichmolch
  4. Fadenmolch
  5. Bergmolch
  1. Gelbbauchunke
  2. Rotbauchunke
  3. Geburtshelferkröte
Familie Krötenfrösche (Pelobatidae)
  1. Knoblauchkröte
Familie Echte Kröten (Bufonidae)
  1. Erdkröten
  2. Wechselkröte
  3. Kreuzkröte
Familie Laubfrösche (Hylidae)
  1. Laubfrosch
Familie Echte Frösche (Ranidae)

Wasserfrösche
  1. Seefrosch
  2. Kleiner Wasserfrosch
  3. Teichfrosch
Braunfrösche
  1. Grasfrosch
  2. Moorfrosch
  3. Springfrosch

Verwandtschaftsbeziehungen der Lurche
In der Abbildung links werden die Verwandschaftsbeziehungen innerhalb der Amphibien grafisch dargestellt. Ganz Grob lassen sich die 21 heimischen Amphibienarten in zwei Gruppen aufteilen: die Schwanzlurche und die Froschlurche. Man vermutet, dass sich die Amphibien aus Vorfahren entwickelt haben, die einem "lebenden Fossil" ähneln - dem Quastenflosser, einem Fisch bei dem vier seiner Flossen zu Stummelbeinen umgebildet sind.

Letztendlich schafften es erst die Reptilien, den Landgang zu vollenden. Durch die Ausbildung einer harten Eischale und dem damit erfolgreichen Schutz gegen die Austrocknung wurden sie bei der Fortpflanzung gänzlich vom Wasser unabhängig. So, jetzt zur Sache:

Schwanzlurche - Urodela
Unsere erwachsenen Salamander und Molche sind leicht zu erkennen - ihr Körper ist stets lang gestreckt und dabei deutlich in Kopf, Rumpf und Schwanz unterteilt. Die Beine sind kurz und die Tiere wirken an Land sehr träge. Für die grobe Unterscheidung innerhalb dieser Gruppe gilt: Molche haben im Gegensatz zu den Salamandern einen seitlich abgeplatteten Schwanz. Stimmen haben die Urodelen nicht - höchstens ein leise zischen oder piepsen ist manchmal zu hören.

Familie Salamander & Molche (Salamandridae)

Salamander (Salamandra)


1. Feuersalamander - Salamandra salamandra

Feuersalamander
Der Feuersalamander Salamandra salamandra ist durch seine auffällige gelb-schwarze Färbung mit keinem anderen Lebewesen Mitteleuropas zu verwechseln. Die erwachsenen Tiere leben an Land und ernähren sich von Regenwürmern, Asseln, Schnecken und Insekten. Sauberes, langsam fließendes Wasser ebenso wie ein Tagversteck, vorzugsweise in Laubwäldern, ist für ihn wichtig. Das schränkt sein Verbreitungsgebiet gehörig ein, jedoch gilt er nicht als gefährdet. Feuersalamander kommen von Mitteleuropa bis ins nördliche Afrika vor. Die Larven schlüpfen schon im Mutterleib aus dem Ei und werden direkt ins Wasser abgesetzt. Die gelben Färbungen der Erwachsenen treten in zwei charakteristischen Mustern auf, die zwei Rassen kennzeichnen - entweder eher gefleckt, oder eher gebändert. Untersuchungen haben gezeigt, dass darüber hinaus auch nahe beieinander liegende Salamanderpopulationen sich genetisch stark voneinander unterscheiden können, deshalb bitte nicht an einem Ort aufsammeln und an einem anderen wieder zurücksetzen!

Eigentlich ist der bis zu 20 cm große Feuersalamander nachtaktiv, aber an Regentagen findet man ihn auch tagsüber. In seinem Bewegungseifer ist er alles andere als feurig. Dem ungeachtet, falls sie einen Feuersalamander finden, lassen Sie ihn bitte dort! Feuersalamander können in Gefangenschaft über 50 Jahre alt werden - aber wer will das schon?


2. Alpensalamander - Salamandra atra

Alpensalamander
Der Alpensalamander Salamandra atra ist für die Amphibien erstaunlich weiten in Richtung der Unabhängigkeit vom Wasser vorangekommen. Er bringt voll entwickelte, lungenatmende Junge zur Welt, ist also selbst für die Fortpflanzung nicht mehr auf das Wasser angewiesen! Nichtsdestotrotz ist sein Vorkommen auf Gebiete mit regelmäßigen Niederschlägen oder Nischen mit hoher Luftfeuchtigkeit begrenzt, da er sonst schnell austrocknen würde. Niederschläge nach längeren Trockenperioden bewegen Alpensalamander manchmal dazu, tagsüber auf Futtersuche zu gehen. Dann können sie in großer Zahl auftreten - ansonsten führen sie eher ein verborgenes Dasein. Sie ernähren sich hauptsächlich Würmer, Spinnen und Insekten.

Die Gestalt des um 12 cm großen Alpensalamanders ähnelt der des Feuersalamanders - bis auf das Fehlen der gelben Flecken. Alpensalamander sind in den Gebirgsregionen zwischen 800 bis 2500 m nicht selten, jedoch sind sie, wie der Feuersalamander, nachtaktiv.


Molche (Triturus)

Bei vielen Molcharten tritt eine so genannte "Wassertracht" auf, das sind besondere äußerliche Merkmale, die sie in der Paarungszeit entwickeln, während der sie sich hauptsächlich im Wasser aufhalten.

3. Kammmolch - Triturus cristatus cristatus

Kammmolch
Der Kammmolch Triturus cristatus cristatus ist die größte einheimische Molchart. Er bevorzugt ungestörte, krautige Gewässer und lichte Wälder - das sind leider eben solche Gebiete, die durch menschliche Aktivitäten häufig stark beeinträchtigt werden. Kammmolche sind nachtaktiv und bleiben beinahe ganzjährig im Wasser, selten findet man sie unter Steinen oder Totholz an Land. Die Eier werden an Blätter von Wasserpflanzen geheftet. Das Einsetzen von Raubfischen in zuvor fischfreie Gewässer ist eines der großen Probleme für die Kammmolche.

Die bis zu 18 cm langen Kammmolche zählen zu den am stärksten bedrohten Amphibien Mitteleuropas. Typisch ist der bräunlich-schwarze, dunkel gepunktete Rücken zusammen mit dem leuchtend gelb-orangen, dunkel gepunkteten Bauch sowie den sehr kleinen, weißen Punkten an den Flanken. Die "Wassertracht" des hier abgebildeten Männchens ist durch den gezackten Kamm gekennzeichnet, ein weicher Saum, der auf dem Kopf beginnt und über den Rücken bis zum Beginn des Schwanzes reicht.


4. Alpen-Kammmolch - Triturus cristatus carniflex

Alpen-Kammmolch
Der bis zu 15 cm große Alpen-Kammmolch Triturus cristatus carniflex wurde bis vor kurzem nicht als eine eigene Art geführt. Abgesehen von den fehlenden weißen Punkten auf den Flanken, der etwas glatteren Haut und der etwas gedrungeneren Gestalt gibt es keine sichtbaren Unterschiede zum Kammmolch. Alpen-Kammmolche kommen in Norditalien und in den Alpen vor. Da sie sehr Kamerascheu sind und größten Wert auf ihre Privatsphäre legen, haben wir hier auf eine Abbildung verzichtet.

5. Teichmolch - Triturus vulgaris
Teichmolch
Der Teichmolch Triturus vulgaris ist in ganz Europa zum Glück noch häufig in krautigen, gut besonnten Stillgewässern des Flachlandes zu finden. Er lebt nur zur Paarungszeit im Wasser und verbirgt sich tagsüber unter Steinen und Holz. Am aktivsten ist der Teichmolch bei feuchtwarmer Witterung. Die Eier werden an Blätter von Wasserpflanzen geheftet, die dafür zunächst kunstvoll zurechtgebogen werden. Die "Wassertracht" der Männchen besteht aus einem hohen, gewellten Kamm, der sich sowohl über den Rücken als auch über die Ober- und Unterseite des Schwanzes zieht. Darüber hinaus ist der Schwanz orange-rot und der Bauch hellorange gefärbt. Auch die Weibchen sind während der Laichzeit kräftiger gefärbt und entwickeln einen Kamm, der jedoch deutlich kleiner als beim Männchen ausfällt.

Die ca. 10 cm langen Teichmolche sind schlank gelblich-braun und haben dunkle Streifen an den Kopfseiten sowie dunkle Flecken an den Seiten und auf dem Bauch. Sie leben nur zur Paarungszeit im Wasser und verbergen sich tagsüber unter Steinen und Holz. Am aktivsten ist der Teichmolch bei feuchtwarmer Witterung.

6. Fadenmolch - Triturus helveticus

Fadenmolch
Der mit etwa 9 cm kleinste europäische Molch Triturus helveticus ist leicht mit dem Kammmolch zu verwechseln. Das namengebende Merkmal ist der ca. 5 mm lange Schwanzfaden, der jedoch nur bei der Wassertracht der Männchen auftritt. Der Kamm der Fadenmolche ist etwas niedriger und weniger gewellt als beim Teichmolch. Darüber hinaus hat der Fadenmolch dunkle Schwimmhäute an den Hinterpfoten. Bauch und Kehle sind hell und in der Mitte ungefleckt. Fadenmolche kommen hauptsächlich im waldreichen Hügelland der Mittelgebirge vor, oft vergesellschaftet mit dem Bergmolch, der ähnliche Habitatansprüche hat. Leider mussten wir wegen der völlig überzogenen Honorarforderungen unseres Fadenmolchmodells von der Veröffentlichung von Bildmaterial absehen.


7. Bergmolch - Triturus alpestris

Bergmolch
Bergmolche (Triturus alpestris) kommen hauptsächlich in den Mittelgebirgen und im hügeligen Gelände vor. Sie bevorzugen kleine stehende Gewässer bis hin zu Pfützen - häufig genügen vollgelaufene Fahrzeugspuren im Wald zum Ablaichen. Tiefe Pfützen sind ideal für die Überlebenschancen der Nachkommen, durch die Befestigungen der Wege werden diese Habitate jedoch immer seltener. Der nachtaktive Bergmolch entfernt sich Zeit seines Lebens nie weit von seinem Laichgewässer und sucht sich tagsüber feuchte und kühle Refugien im Moos oder unter Steinen

Der etwa 10 cm lange Bergmolch ist ein besonders farbenfroher Vertreter der Molche. Unverkennbar ist schon der dunkelblaue bis grünlichbraune Rücken und die charakteristischen, seitlichen schwarzen Fleckenmuster auf hellem Grund. Während der Laichzeit kommt noch ein bei den Männchen stärker ausgeprägter blauer Streifen dazu, der den orangeroten Bauch seitlich einfasst.



Froschlurche - Anura


Familie Scheibenzüngler - (Discoglossidae)


8. Gelbbauchunke - Bombina variegata

Gelbbauchunke
Die tagaktive Gelbbauchunke Bombina variegata ist eine "Pionierart", die schnell neue Standorte besiedeln kann. Sie war einst in Mitteleuropa sehr häufig, gilt heute aber als bedroht - vermutlich weil sie während ihrer aktiven Phase von April bis September sehr auf geeignete Gewässer, meist kleine Tümpel und Pfützen im hügeligen Gelände oder Bergland, angewiesen ist. Fühlt sie sich bei einem Landgang bedroht, nimmt sie eine Schreckstellung ein, bei der die Beine extrem hochgebogen werden, wodurch ihre Warnfärbung deutlich sichtbar wird.

Die um 5 cm große Gelbbauchunke sieht durch ihren flachen Körperbau fast wie eine überfahrene Kröte aus. Der Bauch ist auffallend gelb-schwarz bis orange-schwarz gefleckt, die Oberseite ist dunkelbraun bis schwarz und drüsig. Die Pupille ist rund bis herzförmig!
9. Rotbauchunke - Bombina bombina

Rotbauchunke
Die Rotbauchunke Bombina bombina ist nicht ganz so stark gefährdet wie ihre nahe Verwandte, die Gelbbauchunke. Rotbauchunken kommen eher im östlichen Europa vor, das östliche Deutschland ist ihr westlichstes Verbreitungsgebiet. Sie bevorzugt das Tiefland, vor allem die Überschwemmungsgebiete von Elbe, Oder und der österreichischen Donau. Wie die Gelbbauchunken ernähren sich die Rotbauchunken von Insekten wie z.B. Mückenlarven und sie präsentieren während der Schreckstellung ihre Warnfarben.

Die etwa 4 cm große Rotbauchunke kann der Gelbbauchunke sehr ähnlich sehen - tatsächlich ist ihre Bauchfärbung aber häufig eher orange-rot statt gelblich. Rotbauchunken wirken etwas schlanker als Gelbbauchunken und ihr Rücken ist grüngrau bis dunkelgrau.

10. Geburtshelferkröte - Alytes obstetricans

Geburtshelferkröte
Die nachtaktive Geburtshelferkröte Alytes obstetricans lebt meist im Verborgenen. Tagsüber bleiben die Kröten in ihrem Versteck, nachts fangen die geschickten Kletterer Insekten, Spinnen, Asseln, Würmer und Schnecken. Geburtshelferkröten sind häufig an sonnigen Standorten zu finden, die oft arm an Vegetation sind und felsig sein dürfen. Ungestörte Fluss- oder Bachufer und das bewaldete Berg- und Hügelland gehören dazu. Sie sind hauptsächlich im südlichen Europa heimisch, ihr nördlichstes Verbreitungsgebiet ist der Harz, das südlichste ist Nordafrika.

Diese etwa 5 cm lange Kröte erhielt ihren Namen durch die besondere Form der Brutpflege: die Männchen tragen die besamten Eier bis kurz vor dem Schlupf der Larven mit sich herum. Außerhalb der Brutzeit erkennt man sie an der gedrungenen Gestalt und den senkrechten Pupillen.

Familie Krötenfrösche - (Pelobatidae)


11. Knoblauchkröte - Pelobates fuscus

Knoblauchkröte
Die Knoblauchkröte Pelobates fuscus ist der einzige Vertreter der Krötenfrösche in Mitteleuropa. Der Namen erhielt sie, weil sie während der Laichzeit ein nach Knoblauch riechendes Sekret absondert. Die Larven sind mit durchschnittlich 7 cm ungewöhnlich groß, gelegentlich kommen "Riesenlarven" mit bis zu 17 cm Körperlänge vor. Vermutlich stammt die Knoblauchkröte ursprünglich aus dem Habitat "Steppe". Bei uns bevorzugt sie sandige, feuchte Böden des Tieflandes in denen sie gut graben kann. Als Laichgewässer komm en warme, sonnenbeschienene Teiche, Wassergräben und Wiesentümpel in Frage. Leider liegen die unterirdischen Winterquartiere der Knoblauchkröten häufig auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, wodurch sie dort oft getötet werden.

Die bis zu 8 cm lange Knoblauchkröte erkennt man leicht an dem "Kopfhöcker", einer Art Beule auf ihrem Scheitel, und ihrer relativ glatten Haut. An der senkrechten Pupille sehen Kenner sofort, dass es sich nicht um eine "Echte Kröte" handelt. Der Rücken ist unregelmäßig olivgrün oder dunkelbraun gezeichnet. Die Grundfarbe ist hellgrau bis hellbraun.

Familie Echte Kröten - (Bufonidae)


12. Erdkröte - Bufo bufo

Erdkröte
Die Erdkröte Bufo bufo kommt praktisch in ganz Europa, teilen Nordafrikas und Asiens vor. Sie benötigt Gewässer, die stabil mit Wasser gefüllt sind, denn Erdkröten sind ungeheuer stur - sie kehren zum Ablaichen stets an das Gewässer ihrer Geburt zurück. Sollte dort eine Straße gebaut worden sein, bleiben sie auf der Fahrbahn, anstatt den nächsten Tümpel zum ablaichen aufzusuchen, sogar wenn dieser nur wenige Meter entfernt liegt. Wie sie ihren Geburtsort so genau wieder finden, ist immer noch ein Rätsel. Erdkröten können bis zu mehreren Kilometern wandern, um zu ihren Sommerlebensräumen zu gelangen.

Die mit bis zu 15 cm Körperlänge größte europäische Krötenart ist in der Färbung sehr variabel - von beigebraun über grau, dunkelbraun bis olivfarben. Der Kopf ist groß mit abgerundeter Schnauze, das Trommelfell klein, die Pupille ist waagerecht geschlitzt und goldfarben bis kupferrot, die Hautdrüsen sind oft rötlich eingefärbt.

13. Wechselkröte - Bufo viridis

Wechselkröte
Die Wechselkröte Bufo viridis ist wie die Knoblauchkröte ursprünglich ein Steppenbewohner, der vermutlich aus Zentralasien stammt. Die westlichste Grenze ihres Verbreitungsgebietes ist in etwa der Rhein. Wechselkröten besiedeln meist trockene und warme Standorte des Flachlandes. Besonnte, flache Gewässer und sandige Böden in Kulturlandschaften sind bevorzugte Laichgebiete. Ihre Gesänge können leicht mit dem Zirpen der Maulwurfsgrille verwechselt werden!

Wechselkröten sind auf den ersten Blick mit Erdkröten zu verwechseln - daher der Name, klarer Fall. Wechselkröten sind mit ca. 8 cm deutlich kleiner, ihr Trommelfell ist gut sichtbar und sie haben gut entwickelte Sprungbeine. Die Fleckenzeichnung ist charakteristisch dunkelgrün und ist von der hellen Grundfärbung scharf abgesetzt. Die waagerechte Pupille ist grünlich mit schwarzen Sprenkeln.
14. Kreuzkröte - Bufo calamitata

Kreuzkröte
Die Kreuzkröte Bufo calamitata verwechselt manchmal- wen wundert's - die Wechselkröte mit einem der Ihrigen. Daraus entstehen Mischformen oder "Bastarde", die nicht immer leicht einzuordnen sind. Kreuzkröten sind Pioniere, die nach dem stetigen Verschwinden ihrer ursprünglichen Brutgebiete, den Flußauen, neue Brutgebiete erfolgreich erschlossen haben. Man findet sie häufig an von Menschen erschaffenen Standorten wie Kiesgruben oder Tagebaugebieten, wo sie im flachen Wasser laichen. Auch in den Dünen der Nordseeküste gibt es sie noch, sie können sich dort sogar mit Brackwasser arrangieren. Ihre Gesänge werden durch eine Schallblase verstärkt und sind selbst dafür überraschend laut.

Die um 8 cm großen Kreuzkröten haben's im Kreuz! Ein gelber Streifen verläuft der Länge nach mitten über ihren Rücken - über das "Kreuz" eben. Ansonsten ist die Oberseite bräunlichgrau bis -grün und gefleckt. Die Iris ist grün, die Hautdrüsen sind oft rötlich. Hüpfen können sie nicht, mit ihren kurzen Beinen "trippeln" sie eher.


Familie Laubfrösche (Hylidae)

15. Laubfrosch - Hyla arborea

Laubfrosch
Dem tag- und nachtaktiven Laubfrosch Hyla arborea wurde nachgesagt, er könne das Wetter vorhersagen. Kann er nicht, bei warmer Witterung musste er allerdings in die oberen Bereiche seines Gefängnisses klettern, um genügend Sauerstoff zu bekommen. Der Rückgang der Laubfroschpopulationen ist jedoch auf andere Ursachen zurückzuführen - diese Art scheint gegenüber der Isolierung und Zerschneidung der einzelnen Biotope und gegenüber so genannten "Schädlingsbekämpfungsmitteln" der Landwirtschaft besonders anfällig zu sein. Die Gesänge der Laubfrösche an ihren Laichgewässern, meist besonnte Stillgewässer, sind recht laut. Die meiste Zeit des Jahres verbringen sie jedoch im Laubwerk der Büsche.

Dieser nur etwa 4 cm große, geschickte Kletterer war bei uns einst weit verbreitet - leider fand er als "Wetterfrosch" oft ein qualvolles Ende. Unverwechselbar durch seine glatthäutige Oberseite, die farblich je nach Untergrund und Aktivität wechseln kann! Meist einheitlich grün oder leicht bräunlich mit Haftscheiben an den Enden der Finger und Zehen.


Familie Echte Frösche - (Ranidae)

Wasserfrösche


16. Seefrosch - Rana ridibunda

Seefrosch
Der Seefrosch Rana ridibunda lebt in den Ebenen Mitteleuropas in den "alten" Gewässern, wie Seen, Teichen, Altarmen und langsam fließenden Flüssen mit reichlich Pflanzenwuchs. Seefrösche leben dort meist ganzjährig. Die drei Vertreter der Wasser- oder Grünfrösche sind optisch nur schwer zu unterscheiden, daher haben wir nur den Seefrosch abgebildet.

Der Seefrosch ist mit ca. 12 cm Körperlänge nach der Erdkröte der größte Froschlurch Europas. Der Rücken ist olivgrün bis bräunlich gefärbt, unregelmäßig gefleckt. Die Schnauze ist zugespitzt, das Trommelfell ist gut sichtbar. Seefrösche besitzen zwei seitliche äußere Schallblasen, mit denen sie auffällig an- und abschwellende Rufe erzeugen.

17. Kleiner Wasserfrosch - Rana lessonae

Kleiner Wasserfrosch
Der Kleine Wasserfrosch Rana lessonae ist zwar mit seinen maximal 7 cm deutlich kleiner als der Seefrosch, ansonsten von diesem aber nur durch seine Stimme und seine Fußmorphologie zu unterscheiden. Die charakteristischen Rufe bestehen aus einem aufsteigenden, schwirrenden Ton der plötzlich abgebrochen wird; die Fußform der Wasserfrösche beschreiben wir vielleicht mal bei einem Tauchkurs. Auch in ihren ökologischen Ansprüchen unterscheiden sich die Wasserfrösche kaum.


18. Teichfrosch - Rana kl. esculenta

Teichfrosch
Der Teichfrosch Rana kl. esculenta ist eigentlich ein "Bastard" aus dem Seefrosch und dem kleinen Wasserfrosch. Alle drei Wasserfrösche können sich miteinander fortpflanzen. Das ungewöhnliche dabei: paart ein Teichfrosch sich mit einem Teichfrosch, entsteht entweder ein Seefrosch oder ein Kleiner Wasserfrosch. Die genetischen Vorgänge dabei sind gar nicht so einfach zu erklären, kurz umrissen müssen Teichfrösche große Teile der Erbinformation unverändert von ihrem Geschlechtspartner "stehlen", sonst ist der Nachwuchs nicht lebensfähig. Solche Fortpflanzungsbeziehungen nennt man "Kleptons" (vom griechischen Klepto: ich klaue), deshalb das "kl." in Rana kl. esculenta. Entdeckt wurden sie bisher nur bei Pflanzen und eben bei den Wasserfröschen.



Braunfrösche


19. Grasfrosch - Rana temporaria

Grasfrosch
Der Grasfrosch Rana temporaria gehört, wie der Moor- und der Springfrosch, zu den so genannten "Braunfröschen". Wie schon die drei Wasserfrösche sind auch die Tiere dieser Gruppe nicht leicht zu unterscheiden. Gemeinsam ist den Braunfröschen, dass sie keine Schallblasen besitzen. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch einen dunklen "Schläfenfleck" aus, der sich vom Auge über das Trommelfell bis hinunter zum Oberarm zieht. Der Grasfrosch ist sehr anpassungsfähig, er kommt auch in Nordeuropa und in Höhenlagen bis über 2500 Meter vor. Häufig findet man ihn in Tümpeln in Bruchwäldern, es kommen aber auch alle langsam fließenden Gewässertypen in Betracht.

Grasfrösche werden bis zu 10 cm lang. Die Schnauze ist eher stumpf. Der Rücken ist bräunlich und farblich sehr variabel. Der Bauch ist weißlich mit grauen oder rötlichen Flecken, die Hinterbeine sind dunkel gebändert. Das gut sichtbare Trommelfell ist kleiner als der Augendurchmesser.

20. Moorfrosch - Rana arvalis

Moorfrosch
Der Moorfrosch Rana arvalis kommt hauptsächlich in Niedermooren, Au- und Bruchwäldern vor. Intakte Hochmoore sind aufgrund des niedrigen pH-Wertes des Wassers und der Nährstoffarmut eher ungeeignete Lebensräume. Der Moorfrosch bevorzugt sonnenexponierte Gewässer mit reichem Pflanzenwuchs. Oft findet man ihn vergesellschaftet mit dem Grasfrosch. Ein Schimmelpilz macht dem Laich der Moorfroschpopulationen sehr zu schaffen - Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Pilz besonders bei einem zu niedrigem pH des Wassers gedeiht. Vermutlich ist also der saure Regen eines der Probleme, die den Amphibienpopulationen zusetzen.

Der Moorfrosch ist mit ca. 7 cm etwas kleiner als der ansonsten sehr ähnliche Grasfrosch. Der dunkle "Schläfenfleck" ist deutlich erkennbarer als beim Grasfrosch. Der helle Bauch ist immer ungefleckt. Das "Wasserkleid" der hier abgebildeten Moorfroschmännchen ist am Rücken leicht bläulich gefärbt.

21. Springfrosch - Rana dalmatina

Moorfrosch
Der etwa 7 cm lange Springfrosch Rana dalmatina ist den anderen beiden Grasfröschen in der Zeichnung sehr ähnlich. Für gewöhnlich ist er auf dem Rücken farblich sehr hell und kontrastarm. Der Körperbau ist schlank, fast grazil. Mit den auffallend dunkel gebänderten, langen Beinen macht der Springfrosch seinem Namen für gewöhnlich alle Ehre. Er tritt hauptsächlich in Südeuropa auf, vereinzelte Populationen sind jedoch auch in Mitteleuropa zu finden.

Na also - war doch gar nicht so schlimm.


Mit freundlicher Unterstützung von:


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