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Die 33 Insektenordnungen Mitteleuropas und ihre wesentlichen Bestimmungsmerkmale
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Die weiter unten vorgestellte Klassifikation dieser Tiergruppe entspricht der zur Zeit gängigsten Lehrmeinung. Aber warum machen wir überhaupt sowas? Ist das nicht alles furchtbar künstlich, ein Produkt des Kästchendenkens tüdeliger Greise? Yep, das auch - aber es hilft ungemein! Mit einem Gerüst wie diesem ist es leicht, einen Überblick zu bekommen. Viel schneller, als es zunächst möglich erscheint, erkennen wir ordnende Hilfslinien in der Vielfalt dieser Lebewesen. Nicht selten wachsen uns die kleinen Viecher dann richtig ans Herz! So wird uns das Lebendige wieder etwas vertrauter und wir stemmen uns ein Stück gegen die schleichende Entfremdung vom Dasein. Außerdem ist es cool.

Also: die Insekten werden in zwei Gruppen unterteilt, die sehr ursprünglichen Apterygota (ungeflügelte Ur-Insekten) und die Pterygota (Fluginsekten); der griechische Wortstamm ptery- bedeutet Flügel. Einige Systematiker fordern, die Urinsekten wegen ihrer Besonderheiten in einer eigenen Klasse zu führen. Wir stellen hier ausschließlich die Fluginsekten vor, nicht weil wir uns unbedingt dieser Meinung anschließen wollen, sondern weil man für die Betrachtung der meisten Urinsekten ein Mikroskop braucht. Der Vollständigkeit halber haben wir aber alle Ordnungen der Urinsekten wenigstens erwähnt. Schließlich sind einige Urinsekten sehr häufig, z.B. bevölkert das zu den "Fischchen" (Zygentoma) gehörende, relativ große "Silberfischchen" so manches Badezimmer und die humusbildenden Springschwänze (Collembola) leben oft auf der Blumenerde von Zimmerpflanzen.

Die Fluginsekten werden in zwei große Gruppen unterteilt, die ursprünglicheren Heterometabola und die Holometabola. Erstere vollziehen eine Weiterentwicklung von der Larve bis zum Vollinsekt (Imago) in kleinen Schritten, wobei die Gestalt der Larvenstadien der Gestalt des erwachsenen (adulten) Tieres immer ähnlicher wird. Demgegenüber sehen die holometabolen Insekten als Larve meist völlig anders aus als ihre Imago - sie durchlaufen eine vollkommene Umbildung (Metamorphose), die während des für gewöhnlich unbeweglichen Stadiums der "Puppe" stattfindet. Als Puppe hat ein Insekt sozusagen "wegen Umbau geschlossen" - bei den Schmetterlingen ist das zum Bespiel so. Bei welchen Insekten das noch so ist, wird durch die folgende Übersicht verständlich.

Klasse Insecta - Insekten

Apterygota (Ur-Insekten)
Pterygota (Fluginsekten)
Historisch (keine Verweise) Heterometabola Holometabola
  1. Ordnung Diplura - Doppelschwänze
  2. Ordnung Protura - Beintastler
  3. Ordnung Collembola - Springschwänze
  4. Ordnung Archaeognata - Felsenspringer
  5. Ordnung Zygentoma - Fischchen
  1. Ordnung Ephemeroptera - Eintagsfliegen
  2. Ordnung Odonata - Libellen
  3. Ordnung Plecoptera- Stein- oder Uferfliegen
  4. Ordnung Embioptera - Fuß- oder Tarsenspinner
  5. Ordnung Dermaptera - Ohrwürmer
  6. Ordnung Mantodea - Fangschrecken
  7. Ordnung Blattodea - Schaben
  8. Ordnung Isoptera - Termiten
  9. Ordnung Phasmida - Gespenst- oder Stabschrecken
  10. Ordnung Ensifera - Langfühlerschrecken
  11. Ordnung Caelifera - Kurzfühlerschrecken
  12. Ordnung Psocoptera - Staubläuse
  13. Ordnung Mallophaga - Feder- oder Kieferläuse
  14. Ordnung Anoplura - Echte Läuse
  15. Ordnung Thysanoptera - Fransenflügler
  16. Ordnung Heteroptera - Wanzen
  17. Ordnung Homoptera - Gleichflügler
  1. Ordnung Megaloptera - Schlammfliegen
  2. Ordnung Raphidioptera - Kamelhalsfliegen
  3. Ordnung Planipennia - Echte Netzflügler
  4. Ordnung Coleoptera - Käfer
  5. Ordnung Strepsiptera - Fächerflügler
  6. Ordnung Hymenoptera - Hautflügler
  7. Ordnung Trichoptera - Köcherfliege
  8. Ordnung Lepidoptera - Schmetterlinge
  9. Ordnung Mecoptera - Schnabelfliegen
  10. Ordnung Diptera - Zweiflügler
  11. Ordnung Siphonaptera - Flöhe

Pterygota (Fluginsekten)


Heterometabola

6. Ordnung Ephemeroptera - Eintagsfliegen

Eintagsfliegen
Charakteristisch sind zwei, meist jedoch drei feine Körperanhänge am Hinterleib (Abdomen) und die kurzen Fühler sowie ein kleines bzw. fehlendes zweites Flügelpaar. Die erwachsenen Eintagsfliegen stellen ihre Flügel steil über ihrem Rücken auf. Trotz des Namens leben Eintagsfliegen nicht nur für einen Tag - die meist pflanzenfressenden Larven leben im Wasser, die Entwicklung bis zum flugfähigen Insekt kann bis zu zwei Jahren dauern. Nach dem Schlupf zur Imago leben manche Eintagsfliegenarten dagegen nur wenige Stunden, in denen sie sich paaren und die Eier ablegen. Von den etwa 112 in Deutschland vorkommenden Arten sind die meisten nur in sauberen Gewässern zu finden. Eintagsfliegen und Steinfliegen sind als Nahrung für Fische bedeutsam - sowohl die Larven als auch die Adulten sind als künstliche "Fliege" bei Anglern sehr beliebt.

Die Abbildung ist der "Rheineintagsfliege" Oligoneuriella rhenana nachempfunden. Das etwa 2,5-3,5 cm große, zart erscheinende Insekt trat einst am Rhein in solchen Massen auf, daß es zur Flugzeit in Augustnächten die Laternenlichter verdunkelte. Heute ist es dort fast überall verschwunden.

7. Ordnung Odonata - Libellen

Libellen
Die oft prächtig gefärbten, kunstvollen Flieger finden sich in Mitteleuropa häufig an ruhig fließenden oder stehenden Gewässern - dort legen sie ihre Eier ab. Ein großer Teil ihres Lebenszyklus verläuft unter Wasser. Die kiementragenden Libellenlarven sind, wie die adulten geflügelten Libellen, gefräßige Räuber. Libellenlarven können sogar kleine Fische und Amphibien überwältigen. Die Ordnung umfaßt die Unterordnungen der Klein- und der Großlibellen, wobei Größe relativ ist - das größte bisher gefundene Insekt ist die ausgestorbene Libelle Meganeuropsis permiana mit ca. 75 cm Flügelspannweite. Dagegen sind die heutigen "Großlibellen" mickrig. Wer glaubt, dass Libellen stechen, der irrt! Für Menschen sind sie völlig harmlos. Ihre Beutetiere sind jedoch beinahe chancenlos - die wendigen Jäger sehen hervorragend und fangen selbst geschickt fliegende Insekten in rasanten Flugmanövern. Übrigens verblassen die Farben einer getöteten Libelle sehr schnell, daher betrachtet man sie am besten lebend - mit einem Fernglas.

Die Abbildung ist der in Deutschland nicht selten anzutreffenden "Gebänderten Prachtlibelle" Calopteryx splendens nachempfunden. Sie ist ca. 5 cm lang und gehört zur Unterordnung der "Kleinlibellen", die im Unterschied zu der zweiten Unterordnung, den "Großlibellen", ähnlich gestaltete Vorder- und Hinterflügel aufweist.

8. Ordnung Plecoptera- Stein- oder Uferfliegen

Stein- oder Uferfliege
Die langen Fühler und ein großes zweites Flügelpaar erleichtern die Unterscheidung dieser Insektenordnung von den Eintagsfliegen. Die Flügel bedecken das Abdomen in Ruhe flach aufliegend oder enganliegend. Die Larven leben im Wasser und entwickeln sich meist innerhalb eines Jahres zur geflügelten Imago, die etwa 2-3 Wochen lebt. Wie bei den Eintagsfliegen gibt es etwa 112 in Deutschland vorkommenden Arten - jedoch sind Steinfliegen ausschließlich in den sehr sauberen Gewässern der Güteklasse I & II zu finden, weshalb ihr Vorkommen oft auch zur Bestimmung der Gewässergüte herangezogen wird. Libellen, Eintagsfliegen und Steinfliegen gehören zu den ursprünglichsten Fluginsekten.

Die Abbildung zeigt die "Steinfliege" Siphonoperla torrentium. Die Art ist relativ klein (ca. 1,5 cm) und ist in Mitteleuropa relativ selten, deshalb hat sie keinen deutschen Namen, dafür aber gleich zwei lateinische - sie wurde irrtümlicherweise auch als "Chloroperla torrentium" beschrieben.

9. Ordnung Embioptera - Fuß- oder Tarsenspinner

Fuß- oder Tarsenspinner
Diese meist nur wenige Millimeter großen Insekten sind leicht am eiförmig verdickten 1. Tarsalglied ("Füße") des vorderen Laufbeinpaars zu erkennen. An den Tarsen befinden sich etwa 100 Spinndrüsen, mit deren Seide die Tarsenspinner ihre Wohnröhren unter Steine und in die Laubstreu bauen. Die Männchen haben vier etwa gleichgestaltete Flügel - sie leben zum Teil räuberisch, bei manchen Arten nehmen sie auch gar keine Nahrung mehr zu sich. Die vegetarischen Weibchen sind stets flügellos. Bei manchen Arten haben auch die Männchen keine Flügel mehr. Nachtaktive Arten werden manchmal stark vom Licht angelockt. Keine der etwa 200 bekannten Arten kommt in Mitteleuropa vor, in manchen Urlaubsländern in Süd- und Osteuropa und in den Tropen sind sie dagegen sehr zahlreich vertreten.

Die Abbildung ist dem Tarsenspinner Oligotoma nigra nachempfunden. Diese Art lebt in Gespinströhren unter Steinen. Die Männchen sterben unmittelbar nach der Begattung.

10. Ordnung Dermaptera - Ohrwürmer

Ohrwürmer
Das typische Zangenpaar am Körperende ermöglicht eine schnelle Unterscheidung dieser flachen, langestreckten, bräunlichen Insekten von der auf den ersten Blick ähnlichen Ordnung der Kurzflügelkäfer. Die Ohrwürmer haben Flügel, die kunstvoll gefaltet unter den kurzen Flügeldecken ruhen und nur selten benutzt werden. Ins Reich der Märchen gehört, daß Ohrwürmer in menschliche Gehörgänge kriechen, um das Trommelfell durchzubeißen. Bemerkenswert ist jedoch, daß in vielen Sprachen die Bezeichnung für Dermaptera einen Bezug zum Ohr hat - vielleicht ein Indiz, daß Ohrwürmer gelegentlich dort gefunden wurden. Da Ohrwürmer nachtaktiv sind und tagsüber enge Röhren oder dunkle Ritzen aufsuchen, mag es sein, daß sich ein Ohrwurm in ein Ohr verirren kann - sie sind jedoch harmlose Vertilger von toten oder geschwächten Insekten. Die relativ kleine Ordnung umfaßt weltweit ca. 1300 Arten, von denen nur sieben in Mitteleuropa vorkommen.

Der "Gemeine Ohrwurm" Forficula auricularia ist in Mitteleuropa häufig anzutreffen. Der Allesfresser verzehrt z.B. Blütennektar, verrottendes pflanzliches Material und gelegentlich auch Blattläuse. Er überwintert in hohlen Pflanzenstängeln oder in Mauerritzen. Die Weibchen legen im Frühjahr und im Herbst jeweils etwa 50 Eier in Röhren in den Erdboden und beschützen sie, bis die Larven schlüpfen.

11. Ordnung Mantodea - Fangschrecken

Fangschrecken
Kennzeichnend für diese relativ großen Insekten sind die zu Fangbeinen umgebildeten Vorderbeine, die in der Ruhestellung stark angewinkelt sind und dabei an einen betenden Menschen erinnern. Der dreieckige Kopf sitzt auf einem halsförmig verlängerten Pronotum. Flügel sind vorhanden, werden aber kaum benutzt. Fangschrecken lauern in Büschen oder auf dem Boden bewegungslos auf Beute. Auch Insekten mit hartem Chitinpanzer, die in Reichweite der blitzschnell zustoßenden Fangbeine geraten, werden von den kräftigen Mandibeln problemlos zerkleinert. Die Meisten Arten leben in den Tropen, in Mitteleuropa tritt Mantis religiosa nur in den wärmeren Gebieten Süddeutschlands und Österreichs auf.

Die 4-8 cm große "Gottesanbeterin" Mantis religiosa ist die einzige Vertreterin dieser ca. 2000 Arten umfassenden Ordnung in Mitteleuropa. Die räuberischen Larven schlüpfen im Frühling. Die Weibchen verzehren nach erfolgter Begattung manchmal das deutlich kleinere Männchen. Es treten grüne und braune Farbvarianten auf. Die Gottesanbeterin ist relativ selten, daher bitte dort belassen, wo man sie findet.

12. Ordnung Blattodea - Schaben

Schaben
Diese sehr agile und ziemlich unbeliebte Insektenordnung ist durch Ihre charakteristische, fast "kopflose" Gestalt, ihre Hinterleibsanhänge und die überlappenden Flügel gekennzeichnet. Der Kopf verschwindet fast völlig unter einem übergroßen Halsschild, nur zwei lange, dünne Fühler sind deutlich erkennbar. Die meisten Schabenarten können fliegen, benutzen ihre Flügel aber sehr selten. In Mitteleuropa ist die "Bäcker-" oder "Küchenschabe" Blatella orientalis, die "Deutsche Schabe" B. germanica und die um 3 cm große "Amerikanische Großschabe" Periplaneta americana in Gebäuden weit verbreitet. P. americana ist übrigens mit 5,4 km/h eines der schnellsten Bodeninsekten. Diese drei Arten sind haupsächlich für das Negativimage der Schaben verantwortlich. Die einheimischen Schabenarten sind an unsrere Temperaturen angepaßte Waldbewohner und begegnen uns nur selten.

Sie betrachten ein Weibchen der "Deutschen Schabe" Blatella germanica. Das knapp 2 cm große Tier stammt, wie die meisten Schabenarten, aus den Tropen und ist ein Kulturfolger. Die nachtaktiven Allesfresser lieben die Wärme und können Nahrungsvorräte verderben, sowie durch ihre wenig wählerische Diät und ihre Umtriebigkeit gelegentlich auch Krankheitskeime verbreiten.

13. Ordnung Isoptera - Termiten

Termiten
Die zumeist in den Tropen und Subtropen heimischen Termiten verblüffen durch ihre z.T. hohe gesellschaftliche Organisationsstruktur, die den Staaten der Hautflügler um nichts nachsteht. Sie sind vermutlich nahe mit den Schaben verwand und leben von totem und lebendem pflanzlichen Material oder von selbstgezüchteten Pilzen. Die meisten Termitenarten bevorzugen jedoch Holz, das sie mit Hilfe von einzelligen Mikroorganismen (Flagellaten) verdauen können. Die Mikroorganismen leben in ihrem Mitteldarm und werden bei der Fütterung von den geschlechtslosen Arbeitern auf die Jungtiere übertragen. Leider haben es zwei Termitenarten geschafft, nach Mitteleuropa zu gelangen, wo sie manchmal erhebliche Schäden an Holzbauten anrichten können.

Die hier abgebildete "Gelbfußtermite" Reticulitermes flavipes gehört zur Soldatenkaste, leicht zu erkennen an den mächtigen Kiefern. Ein weiterer Typ "Soldat" hat kleinere Kiefer und einen zugespitzten Kopf - sie verspritzen Abwehrsekrete durch ihre Stirndrüsen.

14. Ordnung Phasmida - Gespenst- oder Stabschrecken

Gespenst- oder Stabschrecken
Diese Ordnung umfaßt die Stabheuschrecken und die wandelnden Blätter. Bei Letzteren beschreibt der Name das Aussehen verbüffend genau, jedoch kommen sie wildlebend in Europa nicht vor. Auch die Stabheuschrecken stammen ursprünglich aus wärmeren Breiten, einige Arten konnten sich jedoch in Mitteleuropa ansiedeln. Unverwechelbar - bis auf die Namen, der eine Zugehörigkeit zu den Heuschrecken suggeriert. Man muß sie aber erst mal finden! So mancher Gast eines Zoos hat sie schon im extra für Stabschrecken eingerichteten Terrarium vergeblich gesucht. Ob es nun Mimikry (die Nachahmung von lebenden Objekten) oder Mimese (die Nachahmung von nicht lebenden Objekten) ist, mag dahingestellt sein - auf jeden Fall ist sie perfekt! Bemerkenswert ist die Fähigkeit zur Catalepsie - dem stundenlangen Totstellen.

Die Abbildung zeigt die in Südeuropa heimische "Gespenstschrecke" Bacillus rossius. Sie wird häufig als Terrarientier gehalten, nicht zuletzt, weil das bis zu 10 cm lange Weibchen keine Männchen zur Fortpflanzung braucht - viele Gespenstschrecken können sich parthenogenetisch vermehren. Bei einigen Stabheuschreckenarten treten sogar überhaupt keine Männchen mehr auf.

15. Ordnung Ensifera - Langfühlerschrecken

Langfühlerschrecken
Die Langfühlerschrecken wurden früher mit den Kurzfühlerschrecken zu den Saltatoria - den "Heuschrecken" - zusammengefasst. Die meist zu Sprungbeinen vergrößerten Hinterbeine sind ein gemeinsames Kennzeichen beider Ordnungen. Ein simples Unterscheidungsmerkmal ist die Länge der Fühler: bei den um 3 cm großen Langfühlerschrecken sind sie stets länger als ihr ganzer Körper. Zu den Langfühlerschrecken gehören die Grillen, die Laubheuschrecken und die Maulwurfsgrillen. Laubheuschrecken jagen andere kleine Insekten und sind deshalb oft sehr nützliche Schädlingsbekämpfer. Viele Lang- und Kurzfühlerschrecken können durch das aneinander reiben einer Schrillkante und einer Schrillleiste Laute erzeugen; "Stridulation" wird dieser Vorgang genannt. Manche halten sie sich deshalb als Haustier, anderen raubt der Gesang den Schlaf. Hören können sie mit trommelfellähnlichen Membranen an den Beinen oder am Hinterleib. In Mitteleuropa treten etwa 30 Arten auf.

Die Abbildung ist dem wohlbekannten "Heimchen" Acheta domestica nachempfunden. Viele kennen den Gesang der etwa 3 cm langen Grille, denn in Mitteleuropa ist sie nicht selten. Heimchen fressen alle möglichen Überreste pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Im Winter überleben sie nur in unmittelbarer Nähe von beheizten menschlichen Behausungen. Das Heimchen ist vermutlich ein Import aus Afrika oder dem mittleren Osten.

16. Ordnung Caelifera - Kurzfühlerschrecken

Kurzfühlerschrecken
Im Unterschied zu den Langfühlerschrecken sind die Fühler der Kurzfühlerschrecken nie länger als der Kopf und das erste Brustsegment zusammen. Sie stridulieren durch das Reiben der Beine an den Flügeldecken. Kurzfühlerschrecken sind Pflanzenfresser - manche Arten richten auch heute noch durch explosionsartige Vermehrungen und flächendeckenden Kahlfraß immensen Schaden an, vor allem im Nahen Osten, Nordafrika, Asien und Australien. Seit dem 6. Jahrhundert nach Chr. sind Heuschreckenplagen auch aus Europa bekannt, heute sind sie jedoch hier kein ernstes Problem mehr. Von den weltweit etwa 10 000 Arten treten in Europa nur ca. 80 auf.

Die zu den Feldheuschrecken gehörende "Wanderheuschrecke" Locusta migratoria ist durch ihre Gefräßigkeit schon seit Menschengedenken berüchtigt. Zur Plage werden sie, weil sie im Unterschied zu vielen Insekten dieser Ordnung sehr gut fliegen können. Als Imago treten zwei Typen auf, der eine ist standorttreu, der andere ist für die wandernde Phase charakteristisch.

17. Ordnung Psocoptera - Staubläuse

Staubläuse
Diese unscheinbaren Insekten werden meist nur 1-4 mm groß, Die Weibchen sind oft größer als die Männchen. Falls Flügel vorhanden sind, werden die Vorder- und Hinterflügel ineinander verhakt. In ihren natürlichen Habitaten, der Waldbodenstreu, auf der Baumrinde, auf Felsen und auch in Ameisenhaufen und Vogelnestern sind sie mit mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Sie ernähren sich von Pilzrasen, Algen und der Symbiose aus einem Pilz und einer Alge, den Flechten. Manchmal begegnen sie uns in alten Büchern, die zu lange etwas zu feucht standen - sie fressen dort die kaum sichtbaren Pilzfäden. Als Schädlinge können sie langsam aber sicher ganze zoologische oder botanische Sammlungen zerstören. Auch in Nahrungsvorräten sind sie zu finden. Manche Menschen zeigen allergische Reaktionen auf die kleinen Krabbler. Es wurden bisher etwa 200 Arten beschrieben, von denen ca. 70 - 100 Arten in Mitteleuropa leben.

Die abgebildete "Staublaus" ist der Art Psyllipsocus ramburi nachempfunden. Typisch für alle Staubläuse ist der große Kopf, die relativ langen Antennen und die großen Komplexaugen. Diese Art wird häufig in Häusern gefunden.

18. Ordnung Mallophaga - Feder- oder Kieferläuse

Feder- oder Kieferläuse
Die meist nur 1-5 mm großen Insekten sind abgeflacht, entweder breit-oval oder langgestreckt. Der Kopf ist relativ groß und deutlich von der Brust abgesetzt. Sie haben relativ kurze Fühler, Flügel fehlen. Zwei Drittel der bekannten 3000 Arten ernähren sich von Vogelfedern. Federläuse treten in beinahe allen Vogelpopulationen der Welt auf. Vögel können große Zahlen der Federläuse in ihrem Gefieder beherbergen, ohne daß dort auffallende Schäden verursacht werden. Die Eier werden in die Federn geklebt. Manchmal bewohnen die im Gefieder nicht weniger häufigen Federmilben die leeren Eier geschlüpfter Mallophagen. Andere Mallophagenarten leben im Fell von Säugetieren wie z.B. Katzen, Hunden, Ziegen, Schafen, Pferden, Rehen und Mardern und ernähren sich dort vom Horn der Haare oder von Hautschuppen. Manche Arten saugen Blut - jedoch keine davon am Menschen. Etwa 700 Arten kommen in Europa vor. Die Abbildung zeigt einen typischen Vertreter dieser Ordnung.


19. Ordnung Anoplura - Echte Läuse

echte Läuse
Die "Echten Läuse" sind langgestreckt, der Kopf ist typischerweise schmaler als der Körper. Flügel fehlen immer und die Fühler sind kurz. Die Augen sind klein oder stark zurückgebildet. Im Unterschied zu den Mallophaga sind die Brustsegmente bei den Läusen verschmolzen und jedes Bein endet in einer kräftigen Klaue. Die Eier (Nissen) werden sehr fest an Haare geklebt.Die Larven der Läuse müssen mindestens einmal Blut saugen, um sich weiterentwickeln zu können. Läuse saugen ausschließlich Säugetierblut - die meisten Arten sind sehr an ihr jeweiliges Wirtstier angepaßt und sind in relativ kurzen Abständen auf sein Blut angewiesen. Von den ca. 400 weltweit beschriebenen Arten leben nur drei auf dem Menschen, die "Kopflaus" Pediculus capitis, die "Kleiderlaus" P. humanus und die "Filzlaus" Phthirus pubis. Drei bakterielle Krankheiten werden von Läusen auf den Menschen übertragen. Wir infizieren uns dabei jedoch nicht durch den Stich der Läuse, sondern durch das Einkratzen der im Läusekot ausgeschiedenen Erreger an den stark juckenden Stichstellen oder durch das Zerquetschen der Läuse. Alle drei Infektionen sind jedoch "Hygienekrankheiten", die nur bei Verwahrlosung oder in Krisenzeiten gefährlich werden. Problematisch ist die zunehmende Resistenz der Läuse gegen Pestizide.

Die hier abgebildete "Kopflaus" Pediculus capitis bevorzugt das Kopfhaar, insbesondere den Nackenbereich und die Schläfen zur Eiablage. Sie ist vor allem bei Kindern weit verbreitet, sie überträgt jedoch zum Glück keine Krankheiten.

20. Ordnung Thysanoptera - Fransenflügler

Fransenflügler
Die Imago der Fransenflügler ist meistens nur 1-3 mm groß - trotzdem kann sie erstaunlich gut fliegen. Mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen saugen die meisten der 5 500 bekannten Arten Pflanzensäfte, einige wenige Arten saugen jedoch auch Blattläuse oder andere Fransenflügler aus. Die Winzlinge haben zwei besondere Merkmale: die namengebenden Fransen, die bei den geflügelten Arten die vier Flügel säumen und die ausstülpbaren Blasen an den Tarsen. Letzeres brachte ihnen die Bezeichnung "Blasenfüße" ein. Bekannt ist auch der Name "Thrips" - Zimmerpflanzen können bei Massenvermehrungen stark unter ihnen leiden. Aber die Meisten werden die Thysanoptera als "Gewitterwürmchen" kennen - bei schwül-warmer Witterung können sich Massen von ihnen auf der Haut niederlassen um Schweiß aufzusaugen und dabei einen unangenehmen Juckreiz hervorrufen. Unangenehm und nicht selten ist auch, einen Fransenflügler ins Auge zu bekommen. Etwa 300 Arten wurden bisher in Europa nachgewiesen.

Die Abbildung ist einem Fransenflügler aus der Familie Frankliniella nachempfunden, deren Vertreter oft erhebliche Schäden in der Landwirtschaft anrichten.

21. Ordnung Heteroptera - Wanzen

Wanzen
Typisch für diese Ordnung sind die kräftigen stechend-saugenden Mundwerkzeuge, die meist unter dem Körper anliegen, sowie das hinter dem Kopf liegende Schild (Pronotum) mit dem dahinter anschließenden Schildchen (Scutellum). Ihren schlechten Ruf verdienen die Wanzen eigentlich nicht. Zugegeben, viele Arten wehren sich mit Stinkdrüsen und manche Arten benutzen die charakteristischen stechenden Mundwerkzeuge um Blut zu saugen. Jedoch sind die meisten der bisher beschriebenen 40 000 Arten harmlose Pflanzensauger oder gehören zu den Raubwanzen, die manchmal erfolgreich zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. Die "Blumenwanzen" (Anthocoridae) zum Beispiel sind ausgezeichnete Vertilger von Thripsen. Nicht unerwähnt bleiben soll alledings Cimex lectularius, die als Bettwanze eine kosmopolitische Karriere gemacht hat. Glücklicherweise überträgt sie beim Stechen keine Krankheiten. 800 - 1 000 Arten dieser besonders artenreichen Ordnung wurden bisher in Europa nachgewiesen.

Die "Streifenwanze" Graphosoma lineatum gehört zu den Baumwanzen und ist in Mitteleuropa sehr häufig. Sie besitzt ein auffällig großes Scutellum und das für Wanzen so typische, überlappende Vorderflügelpaar, das im oberen Teil ledrig, im unteren Drittel dagegen häutig ist. Die Streifenwanze ernährt sich hauptsächlich von den Säften der Doldengewächse.

22. Ordnung Homoptera - Gleichflügler

Gleichflügler
Ursprünglich wurden die Gleichflügler mit den Wanzen zu der Ordnung Hemiptera zusammengefaßt. Die sehr heterogene Gruppe der Gleichflügler umfaßt die Zikaden (Cicadina), die Blattläuse (Aphidina), die Schildläuse (Coccina), die Mottenläuse (Aleurodina) und die Springläuse (Psyllina). Viele Homoptera-Arten sind gefürchtete Pflanzenschädlinge, die mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen erhebliche Schäden anrichten können. Sie schwächen dabei die Wirtspflanze nicht nur durch das Saugen von Säften, sondern übertragen Krankheiten wie Viren oder begünstigen das Auftreten von Rostpilzen. Einige Arten saugen mehr Säfte als sie verdauen können und scheiden den Überschuß als "Honigtau" aus - manche Ameisenarten, wie zum Beispiel die "SchwarzeWegameise" Lasius niger ernährt ihre Larven damit. Sie hegt die Blattläuse und kann sie sogar "melken".

Die "Mehlige Kohlblattlaus" Brevicoryne brassica schädigt weltweit Kreuzblütler (Brassicaceae), insbesondere den Rübenanbau. Eine Wachsschicht überdeckt die Färbung der Imago. Wie viele Blattlausarten können sich die Weibchen parthenogenetisch fortpflanzen. Der Lebenszyklus ist ein komplizierter Wechsel von geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung sowie geflügelten und ungeflügelten Formen.



Holometabola

23. Ordnung Megaloptera - Schlammfliegen

Schlammfliegen
Auch diese schwerfälligen, gedrungen wirkenden, 2-4 cm großen Insekten haben aquatische Larven, die während ihrer zweijährigen Entwicklungszeit im Bodenschlamm leben und sich räuberisch ernähren. Die sieben paarigen großen Kiementracheen am Hinterleib geben den Larven manchmal ein bizarres "gestacheltes" Aussehen. Sie verpuppen sich im lockeren Boden am Ufer. Die Imago hat, wie bei den Netzfüglern, in Ruhestellung dachartig über den Hinterleib gelegte Flügel, Schlammfliegen fehlt jedoch die Verzweigung der Äderung am Flügelrand. Schlammfliegen lassen sich am besten an warmen Tagen im Mai und Juni in Gewässernähe beobachten. Etwa 200 Arten wurden bisher beschrieben, nur drei davon kommen in Europa vor.

Die schwarzbraune, 13-18 mm große "Gemeine Wasserflorfliege" Sialis lutaria gehört nicht zu den Netzflüglern, wie der deutsche Name vermuten lässt, sondern ist eine der drei europäischen Schlammfliegenarten. Die Larven ernähren sich von Würmern, Insektenlarven und anderen Wassertieren. Die Imago nimmt dagegen kaum Nahrung auf.

24. Ordnung Raphidioptera - Kamelhalsfliegen

Kamelhalsfliegen
Die vier klaren, netzartig geäderten Flügel liegen in Ruhestellung dachförmig über dem Hinterleib, was im ersten Moment an einen Netzflügler wie z.B. die Florfliege erinnert. Auffällig ist bei den Kamelhalsfliegen jedoch sofort der zu einem langen "Hals" ausgezogene, angewinkelte Prothorax. Seitlich betrachtet entsteht tatsächlich der Eindruck eines Kamelhalses - jedenfalls für die, die noch nie einen Kamelhals gesehen haben... Die Weibchen tragen einen langen Legebohrer, mit dem sie die Eier tief in Borkenritzen ablegen. Ungewöhnlicherweise bleibt die Puppe der Kamelhalsfliege beweglich. Der Lebenszyklus einer Generation beträgt in Mitteleuropa im Durschnitt zwei Jahre. Kamelhalsfliegen sind in Europa weit verbreitet, treten jedoch nicht in hoher Individuendichte auf. Innerhalb dieser Ordnung gibt es nur eine Familie. 14 Arten kommen hier vor, einige davon befinden sich schon auf der roten Liste.

Die hier dargestellte Raphidia notata ist eine Kamelhalsfliege von ca. 25 - 30 mm Länge. Die Imagines leben in Laubmischwäldern, alten Nadelwäldern und an schattigen Lichtungen, wo sie auf andere Insekten Jagd machen. Die Larven fressen holzbohrende Insekten wie z.B. Borkenkäferlarven und leben in ihren Gängen.

25. Ordnung Planipennia - Echte Netzflügler

echte Netzflügler
Man erkennt die Netzflügler meist schon an der namengebenden netzartigen Flügeläderung und den für gewöhnlich langen Antennen. Diese Ordnung ist in den Tropen sehr artenreich vertreten, in Mitteleuropa kommen nur knapp über 100 Arten vor. Oft sind sie in den Abendstunden aktiv und landen, vom Licht angelockt, in Wohnungen. Netzflügler erweisen sich oft als sehr nützlich für den Menschen, da insbesondere die Larven sehr gefräßige Vertilger von Schädlingen sind. Einprägsam ist auch der "Ameisenlöwe", die Larve der "Ameisenjungfer" Myrmeleon formicarius - sie sitzt eingegraben im Zentrum kleiner Sandtrichter und lauert auf Beute, die den Trichter hilflos hinunterschlittert. Um zarte Gemüter nicht zu belasten, haben wir auf eine Abbildung des Ameisenlöwen verzichtet... Dämmert es, woher so mancher Science-Fiction Autor seine Inspirationen bekommt?

Die Abbildung ist der "Grünen Florfliege" Chrysoperla carnea nachempfunden - leicht erkennbar an dem intensiv grünen Farbton und an den dachziegelartig über dem Rücken aufgestellten vier Flügeln. Das ca. 2 cm lange Tierchen war das "Insekt des Jahres 1999". Ihre Larve wird häufig und sehr erfolgreich zur biologischen Bekämpfung von Blattläusen eingesetzt.

26. Ordnung Coleoptera - Käfer

Käfer
Käfer kennen wir alle - ihre Kennzeichen sind stark verhärtete (sklerotisierte) Vorderflügel (Elytren), die die Hinterflügel und den Hinterleib teilweise oder ganz bedecken und die in der Mitte nicht überlappen. Ihre Mundwerkzeuge sind stets vom "kauenden" Typ. Es gibt winzige (0,2 mm, Nanosella fungi) und riesige (30 cm, Titanus giganteus) Käfer, die sich trotz der nur mäßigen Plastizität ihres Bauplans eine ungeheure Vielfalt an Nischen erschlossen haben. Käferlarven richten oft erhebliche Schäden an (z.B. der "Holzwurm" Anobium punctatum), während die Adulten Pollen oder Nektar fressen. Dagegen gibt es auch so erfolgreiche Schädlingsbekämpfer wie die Marienkäfer und ihre Larven! Käfer sind die artenreichste Insektenordnung, mit ca. 350 000 bisher beschriebenen Käferarten sind sie wahrscheinlich sogar die artenreichste Ordnung der Lebewesen dieses Planeten.

Der abgebildete "Feld-Sandlaufkäfer" Cicindela campestris ist ein schönes Beispiel für die Farbenpracht mancher Käferarten. Die Larve und die ca. 1,5 cm große Imago leben räuberisch, sie fressen Ameisen, Spinnen und andere Käfer. Die Larven lauern in selbstgegrabenen Erdröhren auf Beute. Leider ist C. campestris in Deutschland stark gefährdet, also bitte nicht einsammeln!

27. Ordnung Strepsiptera - Fächerflügler

Fächerflügler
Diese seltsame Ordnung der Insekten wurde früher zu den Käfern gezählt. Die Anpassung an die parasitische Lebensweise haben so tiefgreifende Veränderungen herbeigeführt, dass die Verwandschaftsbeziehungen dieser Gruppe zu den übrigen Insekten immer noch im Dunkeln liegen. Die 0,2 mm großen Larven werden von den Weibchen auf Blüten freigesetzt und warten dort auf große Insekten wie z.B. Wespen oder Käfer, um sich an deren Hinterleib festzuheften. Die sackförmigen, ca. 1 cm großen Strepsipera-Weibchen sind kaum als Insekten zu erkennen und verlassen ihren Wirt nie - die parasitierten Insekten nennt man "stylopisiert" - sie sind nur an den ungewöhnlich abgespreizten Hinterleibsringen zu erkennen. Die geflügelten, ca. 2 mm großen und schnellfliegenden Männchen haben fächerförmig zusammenlegbare Flügel. Ihre Gestalt erinnert entfernt an Dipteren. Wie bei den Dipteren sind zwei ihrer Flügel zu Schwingkölbchen umgebildet, bei den Strepsiptera sind es jedoch die Vorderflügel. Männchen nehmen keine Nahrung auf und leben nach dem Verlassen ihres Wirtstieres nur wenige Stunden. In dieser Zeit müssen sie ein Weibchen finden und es am Wirtstier begatten. Weltweit kennt man etwa 440 Arten, ca. 25 davon sind in Europa heimisch.

Die Larve des hier abgebildeten männlichen Fächerflüglers Xenos vesparum parasitiert Faltenwespen, indem sie sich auf einer Blüte am Wespenhinterleib festklammert. Anschließend läßt sie sich von ihrem Transportwirt ins Wespennest tragen, wo sie die Wespenlarven befällt. Es wird vermutet, daß die adulten parasitierten Faltenwespen ihr Verhalten in eine Richtung ändern, die die Übertragung der Fächerflügler weiter begünstigt. Dort manipuliert also der Parasit das Verhalten seines Wirtes - ein nicht selten zu beobachtendes Phänomen.

28. Ordnung Hymenoptera - Hautflügler

Hautflügler
Die Hautflügler sind eine faszinierende und sehr verschiedenartige Gruppe. Typisch sind die zwei wenig geaderten Flügelpaare, von denen das vordere Paar immer deutlich größer ist als das hintere. Die Hinterflügel sind meist mit einer Reihe kleiner Haken an die Vorderflügel gekoppelt. Die Bienenarten mit ihren verschiedenen Stadien der Sozialisation, von solitär bis staatenbildend, gehören in diese Ordnung. Wespen, Hornissen und Hummeln, die für die biologische Schädlingsbekämpfung so wichtigen Schlupfwespen und die Ameisen gehören ebenfalls hierher. Bei den Ameisen tragen nur noch die Männchen und zeitweise die Königinnen Flügel, bei den Arbeiterinnen und Soldatinnen sind die Flügel mit fortschreitender Spezialisierung zurückgebildet. Die Nester mancher Hautflügler stellen architektonische Wunderwerke dar, ihre Spezialisierung und ihr Organisationsgrad ist erstaunlich. Hautflügler und Termiten sind die einzigen Ordnungen, die Staaten bilden. Dafür, dass die Hautflügler ohne Frage die bedeutendsten Insekten für die Menschen sind (Bestäubung, Honig, Wachs) sind sie relativ wenig erforscht - von den vermutlich weltweit über 100 000 Arten werden in Europa über 10 000 vermutet, genauere Zahlen sind jedoch nicht vorhanden.

Die "Heuschrecken-Grabwespe" Sphex maxillosus ist ein seltener Hautflügler, den man mit etwas Glück auf Thymianblüten beobachten kann. Die vegetarische Imago lähmt mit ihrem Stich Heuschrecken, die sie in einen selbstgegrabenen Bau trägt. Dort legt sie ein Ei auf der Heuschrecke ab und die daraus schlüpfende Larve ernährt sich von der Heuschrecke. Parasitäre Lebewesen wie die Grabwespen, die ihre Wirtstiere letztendlich immer töten, werden als "Parasitoide" bezeichnet.

29. Ordnung Trichoptera - Köcherfliege

Köcherfliegen
Typisch für diese Ordnung sind die vier "behaarten" Flügel. Manchmal können die großen Köcherfliegenarten mit kleinen Schmetterlingsarten verwechselt werden - Schmetterlinge haben jedoch stets "Schuppen" auf den Flügeln und einen eingerollten, langen Saugrüssel. Die meisten Köcherfliegen findet man in der Nähe von Wasser, denn ihre Larven entwickeln sich dort. Die meist pflanzenfressenden Larven verbauen oft kleine Steinchen und totes Pflanzenmaterial zu einer schützenden Röhre, dem "Köcher", in dem sie sich vor ihren Freßfeinden verstecken. Steinfliegenlarven sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrung von Fischen und Wasservögeln. Die Imagines fliegen oft in der Dämmerung und sind ein ergiebiges Futter für Fledermäuse, die über dem Wasser jagen. Die Larven lassen sich ausgezeichnet im Aquarium halten - so kann man sie beim Bau der Röhre beobachten und die geschlüpfte Imago bewundern! Von den weltweit etwa 6 000 Arten kommen ca. 300 in Mitteleuropa vor.

Die meisten Köcherfliegenarten lassen sich schon an der Form und dem Baumaterial ihres Köchers unterscheiden. Wie immer in der Biologie gibt es keine Regel ohne Ausnahme. Die Larve der hier abgebildeten Köcherfliege Rhyacophila obliterata baut keinen Köcher - sie lebt frei und jagt andere Kleinstlebewesen zwischen den Steinen in schnellfließenden Gewässern.

30. Ordnung Lepidoptera - Schmetterlinge

Schmetterlinge
Schmetterlinge sind leicht zu erkennen! Die beschuppten, oft wunderschön gefärbten oder gemusterten Flügel und das in Ruhestellung eingerollte Saugrohr kennzeichnen die Imago. Die Larve wird als Raupe bezeichnet. Einige Raupenarten, die "Echten Spinner" ! (Bombycidae) spinnen sich in einen Kokon, der uns - mühsam wieder aufgeribbelt - die kostbare Seide beschert. Manche Raupen können bei Massenbefall große Fraßschäden an Pflanzen hervorrufen, z.B. der "Grüne Eichenwickler" Tortrix viridan, andere fressen Löcher in Textilien (z.B. die "Kleidermotte" Tineola bisselliella). Der Saugrüssel einiger Arten kann über 15 cm lang werden, wodurch sie sich besondere Nahrungsnischen (meist Nektar) erschließen - allerdings können adulten Schmetterlinge durch dieses besondere Mundwerkzeug nur flüssige Nahrung aufnehmen. Manche Schmetterlingsarten brauchen viel Wasser, weshalb man sie oft an Pfützen trinkend findet. Einige tropische Nachtfalter leben parasitisch, sie saugen Tränenflüssigkeit oder sogar Blut! Bisher wurden etwa 140 000 Arten von Schmetterlingen beschrieben. Von den ca. 3 000 in Mitteleuropa auftretenden Arten sind nur etwa 230 Tagfalter.

Die Unterscheidung zwischen Tag- und Nachtfaltern ist leider nicht so einfach, wie der Name glauben läßt. Das hier abgebildete "Gemeine Blutströpfchen" Zygaena filipendula zum Beispiel ist ein Nachtfalter, der am Tag fliegt. Dieser Schmetterling gehört zu den "Widderchen", die ihre gekeulten Fühler wie Widderhörner zu einer kleinen Spirale eingerollt tragen.

31. Ordnung Mecoptera - Schnabelfliegen

Schnabelfliegen
Das Erkennungsmerkmal dieser Ordnung ist der namengebende "Schnabel" - eine auffällige Verlängerung des Kopfes nach unten. Tatsächlich befinden sich am unteren Ende dieses Schnabels die Mundwerkzeuge. Die Augen sind meistens groß, die Fühler lang. Viele Arten sind unbeholfene Flieger. Als Nahrung dienen, je nach Art, Pflanzen sowie tote oder lebende Tiere. Diese Insektenordnung ist mit 350 rezenten (heutzutage lebendenden) Arten relativ klein, ist jedoch stammesgeschichtlich sehr alt. 250 Millionen Jahre alte Versteinerungen von Insekten aus dem Erdzeitalter Perm zeigen viele übereinstimmende Merkmale mit einigen noch heute in Australien vorkommenden Schnabelfliegen. In Europa kommen etwa 10 Arten vor, die häufig auf Wiesen, in Gebüschen oder an Wasserläufen zu finden sind.

In Natura erinnern die Flügel der wunderschönen "Gemeinen Skorpionsfliege" Panorpa communis an kunstvoll bleiverglaste Fenster im Jugendstil. Die Männchen der völlig harmlosen Skorpionsfliegen besitzen am Ende des Hinterleibes ein Begattungsorgan, dessen Gestalt an die hochgereckte Schwanzspitze eines Skorpions erinnert. Die Skorpionsfliege ernährt sich hauptsächlich von toten Insekten, die sie anderen Räubern abjagt - manchmal plündert sie sogar Spinnennetze.

32. Ordnung Diptera - Zweiflügler

Zweiflügler
Die meisten Zweiflügler besitzen tatsächlich nur zwei Flügel - falls sie diese nicht auch noch im Laufe ihrer Evolution verloren haben. Das hintere Flügelpaar im ursprünglich vierflügeligen Bauplan der Fluginsekten (Pterygota) ist hier zu kleinen Kolben reduziert, den mit bloßem Auge kaum sichtbaren Schwingkölbchen oder "Halteren". Letztere führen im Flug eine Gegenbewegung zu den rasant schwingenden Vorderflügeln aus und tarieren so den Flug. Viele lästige Bekannte gehören in diese Gruppe: die Fliegen (Muscidae), z.B. die "Stubenfliege" Musca domestica; die Bremsen (Tabanidae) oder die Mücken (Nematocera). Bei letzteren saugen nur die Weibchen Blut, um Proteine für die Eiproduktion zu bekommen - die Männchen sind harmlose Nektarsauger. Mücken aus der Gattung Anopheles können beim Stechen ein einzelliges Lebewesen mit dem Namen Plasmodium falciparum übertragen. Schon die Alten Römer kannten diese Krankheit - Malaria. In den tropischen Regionen der Erde werden jährlich ca. 400 Millionen Menschen damit infiziert. Man schätzt, dass pro Jahr etwa 2 Millionen Menschen daran sterben. Nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO in den 50er Jahren die Malaria durch die Dezimierung der Überträger (Vektoren) mittels DDT erreichen wollte, führte die wachsende Resistenz der Anophelesmücken gegenüber Pestiziden wie DDT zu immer höheren Mengen bei der Ausbringung und letztendlich zu weltweiten Umweltproblemen durch diese Gifte. Die Ausbreitung der Malaria wurde jedoch nur kurzfristig eingedämmt, heute sind die Probleme noch größer als zu Beginn der Kampagne.

Die Mimikry der abgebildeten "Gemeinen Garten-Schwebfliege" Syrphus ribesii zielt auf die abschreckende Wirkung der Wespenfärbung. Die Schwebfliege verrät sich jedoch durch ihre großen Flugkünste. Dipteren sind nicht ausschließlich lästig - Schwebfliegen sind bei der Blütenbestäubung sehr wichtig. Darüber hinaus fressen ihre Larven während der 2-3 -wöchigen Entwicklung mehrere hundert Blattläuse. Leider sind Schwebfliegenlarven sehr empfindlich gegenüber Giften - oft töten die Blattlausgifte nur die Schwebfliegenlarven, während die Blattläuse überleben.

33. Ordnung Siphonaptera - Flöhe

Flöhe
Die seltsamen Vertreter dieser Ordnung sind sehr leicht zu erkennen - Flöhe sind seitlich abgeplattete, gelbliche oder bräunlich-rötliche, flügellose, relativ kleine Insekten mit kräftigen Sprungbeinen und nach hinten gerichteten Borsten. Die Larven haben beißende Mundwerkzeuge und ernähren sich von allerlei organischen Abfällen am Boden. Sie benötigen jedoch auch Proteine, die sie durch den Verzehr der Ausscheidungen adulter Flöhe erhalten. Demgegenüber sind die kräftigen, stechend-saugenden Mundwerkzeuge der Imagines eine Anpassung an ihre parasitische Lebensweise - alle der weltweit bekannten ca. 1 600 Arten ernähren sich von Blut. Die meisten Flöhe sind nicht sehr Wirtsspezifisch, sie können eine Reihe verschiedener Säugetier- oder Vogelarten parasitieren. Diese Eigenschaft machte sie zu gefährlichen Krankheitsüberträgern - zum Beispiel überträgt der "Rattenfloh" Xenopsylla cheopsis das Bakterium Yersinia pestis auf den Menschen. Zu den gefürchteten Pestausbrüchen kam es immer dann, wenn Flöhe das Bakterium aus seinem natürlichen Reservoir auf Ratten übertrugen. Die Flöhe verbreiteten die Pest zunächst unter den Ratten. Die Ratten erlagen nach kurzer Zeit der Infektion, worauf die hungrigen Flöhe auf die Menschen auswichen - mit verheerenden Folgen. Die große Pestepidemie des Mittelalters hat die Bevölkerung Europas um ein Drittel reduziert. Dank der Wirksamkeit von Antibiotika ist die Pest in westlichen Ländern zur Zeit keine ernsthafte Bedrohung.

Einer der etwa hundert einheimischen Flöhe ist der hier abgebildete "Menschenfloh" Pulex irritans. In Europa ist er kein Problem mehr, seitdem ein hochwirksames Bekämpfungsmittel auf den Markt kam, das seinen Larven und Puppen in den Wohnungen den garaus machte - der Staubsauger. In Viehställen kann er jedoch noch zur Plage werden (der Floh, nicht der Staubsauger).



Na also - war doch gar nicht so schlimm.


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